Das Steak der Zukunft hat sechs Beine

Dieser Titel mag provokant und absurd klingen, scheint aber gar nicht so abwegig: Mit Insekten die Welt ernähren. Immerhin haben diese „Mitbewohner des Planeten“ einen hohen Anteil an tierischem Eiweiß und schmecken – wenn man den Berichten glauben darf – auch recht manierlich ;-). In weiten Teilen Afrikas, Asiens und bei den Ureinwohnern Australiens sind Insekten seit jeher ein selbstverständlicher Bestandteil der Ernährung. Aber: Wie schaut es damit aus, wenn es „massentauglich“ werden würde?

Bildschirmfoto 2014-08-27 um 08.20.00

Zum entsprechenden Radiobeitrag von SWR2 Wissen geht’s hier und das Manuskript zum Nachlesen gibt’s hier.

Kommentar

Die Weltgesundheitsorganisation sieht darin also eine gute Lösung den Hunger einer wachsenden Weltbevölkerung zu stillen. Und so fließen hier auch immense Forschungsgelder (siehe Radiofeature). Verspricht das ja auch ein neuer lukrativer Industriezweig zu werden.

Für mich scheint das jedoch wieder einmal zu kurz gedacht. Ja, es ist richtig sich Gedanken zu machen, wie wir geschätzte 9 Mrd. Menschen in 2050 ernähren wollen. Auch ist es völlig ok Insekten zu essen. Jeder wie er mag. Doch völlig unberücksichtigt bleibt bei diesem Ansatz die Problematik, dass die Industrienationen generell sowieso schon VIEL ZU VIEL tierisches Eiweiß verzehren und da spielt es zunächst keine Rolle von welcher Spezies. Und nicht nur die Kosten der dadurch entstehenden Krankheiten sind immens… (→Blogbeitrag Fleischatlas 2014)

Den Ansatz einer Erhöhung des weltweiten Anteils vegetarischer Ernährung und die Schwerpunktlegung auf deren Gleichverteilung, halte ich daher aus vielerlei Gründen für weitaus sinnvoller und verfolgenswert. Zudem wird das Problem der Zukunft nicht ein Mangel an tierischer Nahrung, sondern die weltweite Versorgung mit sauberen Trinkwasser ein viel größeres sein (→„Die dritte Welt wird zur Ader gelassen: Die Machenschaften der Firma Nestlé“). Hier müsste ein ganz besonderer Fokus darauf gesetzt werden. Es kann ja nicht angehen, dass man in nahezu allen Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern nur noch Wasser aus Plastikflaschen bekommt. Allein nur diese Müllberge, ganz zu schweigen von der Ökobilanz für einen Liter sauberes Trinkwasser!!! Ein hoch brisantes Thema!

Zudem kann ich mich auch nicht von folgender Zukunftsvision lösen:

Vorausgesetzt, die Menschheit hält weiter an der Wachstumsideologie und der damit einher gehenden Rücksichtslosigkeit in Bezug auf natürliche Lebensformen & Ressourcen fest, dann wird man – sobald Insekten als „Konsumgut“ und „Massenware“ im großen Stil produziert werden – auch hier versuchen, ertragreichere Spezies zu züchten, also größer & fetter.  So wie es beispielsweise die Puten gibt, die mit einer dermaßen überdimensionierten Brust gezüchtet wurden (jeder will ja PutenBRUSTfleisch!), so dass die Tiere unter ihrer eigenen Last zusammen brechen und sich kaum mehr fortbewegen können. Oder Turbokühe mit überdimensionierten Rieseneutern für möglichst hohen Milchertrag und und und …

Ich sehe dann schon das Szenario vieler SiFi-Filme & -Bücher Wirklichkeit werden, in denen Rieseninsekten-Mutanten ihr Unwesen treiben.

Ich versteh es einfach nicht, dieses Scheuklappendenken! So wirkt es wenigstens auf mich. Wann fangen die „Entscheider an den Schalthebeln“ endlich mal an, kollektiv über den Tellerrand zu schauen und sich von ihren eingetretenen Denkmustern zu verabschieden… (→Blogbeitrag Dilettanten und Spezialisten – Spezies unserer Gesellschaft)

Bleibt menschlich ;-)!

Iris

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