Sand – die neue Umweltzeitbombe

Wieder einmal kaum zu glauben, aber wahr: In Indien wird die „Sandmafia“ bereits als größte kriminelle Vereinigung des Landes eingestuft. Was? Fragt Ihr jetzt sicherlich, wie geht das denn? In der Wüste sind doch Tonnen von Sand. Richtig, nur der besteht aus runden Körnern und zum Bauen benötigt man eckige, die sich ineinander verzahnen und so Stabilität garantieren. Und genau den braucht die Bauindustrie überall auf der Welt. 25 Inseln hat Indonesien schon verschwinden sehen. Doch der weltweite Sandhunger lässt der Natur keine Ruhe um sich zu regenerierten. Kein Wunder, denn das jährliche Geschäft mit dem Bausand ist rund 70 Mrd. $ schwer! 

Der Film mit dem gleichnamigen Titel Sand – die neue Umweltzeitbombe lief auf ARTE und auf 3sat (die Dokumentation dazu ist aber leider nur noch in 7 Teilen auf youtube verfügbar). Hier die Zusammenfassung:

Bildschirmfoto 2014-07-09 um 15.12.39

Doch unsere Gier nach Sand – ist nur eine Rohstoffgier von vielen. Wir nutzen bereits seit Jahrzehnten viele Ressourcen schneller und intensiver, als die Erde sie wieder bereitstellen kann. (→Blogbeitrag „3 Erden für die Europäer – 5 für die Amerikaner“).

Ich finde, am Beispiel Sand wird die grundsätzliche Problematik unserer (Welt-)Wirtschaft wieder einmal besonders deutlich:

Eine Ressource, die auf den ersten Blick völlig unbedenklich erscheint, wird auf einmal knapp. Und „plötzlich“ erkennt man, dass bei der vermehrten Nutzung zudem immer mehr Umweltprobleme entstehen. Upps! Wirksame Lösungsansätze von Politik und Wirtschaft? Fehlanzeige!

Der Grund liegt aber im bestehenden Wirtschaftssystem selbst:

Unsere wirtschaftliche Entwicklung – einzig über das Wirtschaftswachstum definiert – ist bisher ganz eng mit Ressourcenverbrauch gekoppelt. Momentan bedeutet jeder Euro mehr an BIP auch ein Mehr an Ressourcenverbrauch!

Der weltweite Rohstoffverbrauch wächst also nahezu kongruent zur Wirtschaft, derzeit ca. 3-4% pro Jahr und wenn das so weiter geht, so wird sich der Rohstoffverbrauch in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten verdoppeln.

Diese Rohstoffmengen sind zum einen nicht da und erst recht nicht zu einem Preis, um weiter allgemein (legal) verfügbar zu bleiben und zum anderen ist die Kapazität unseres Planeten Erde für die Abfälle die daraus entstehen auch nicht vorhanden, ohne weitere Katastrophen nach sich zu ziehen.

Für Ökonomen „alter Schule“, also diejenigen, die sich eine florierende Wirtschaft ohne Wachstum nicht vorstellen können, gibt es nur eine Lösung: Wirtschaftliches Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Dies wird seit Jahrzehnten versucht über das Thema „Effizienzsteigerung“ und wir sehen, dass es bisher ohne wirkliche Konsequenzen in Bezug auf die Ressourcenersparnis blieb. (→ Blogbeitrag „Der Ausstieg vom Ausstieg“)

Die Ökonomen der Postmoderne sehen die Lösung entkoppelt vom Wachstum in der Definition alternativer Wohlstandsfaktoren, wie beispielsweise Lebensqualität (mehr dazu in der Leseprobe „Wohlstand ohne Wachstum“ von Tim Jackson, im Aufsatz Damit gutes Leben einfacher wirdvon Uwe Schneidewind & Angelika Zahnt, und in Blogbeiträgen, wie Suffizienz – was ist das denn?„, „Was kommt nach dem Wachstum?“ und natürlich weitere Beiträge siehe Titel-Stichwortverzeichnis).

Und noch ein Bericht zum Thema „Ressource Sand“ zum Nachhören:  Unser Leben – auf Sand gebaut. (BR2 Notizbuch vom 10.06.14, Anmerkung: Inzwischen nur noch zum Nachlesen!)

Bleibt – trotz allem – nein: vor allem 😉 – menschlich!

Iris

 

 

 

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