Die Ökonomie von Gut und Böse

Die Eleganz mathematischer Formeln. Die Schönheit einer klaren Beweisführung. Die Mathematik ist objektiv und genau. Und genau das macht sie für die Ökonmie so verführerisch ;-). Die heiligen Regeln unseres Wirtschaftens sind abstrakt. Aber das war nicht immer so: Erst die moderne Ökonomie (siehe auch Glück = Erfolg?) braucht keine Moral mehr

Es sind Annahmen und Modelle, denen wir fast alternativlos folgen. Aber kein Modell hat es geschafft die jüngsten Krisen vorauszusagen. Unsere Ökonomen sind die Hohepriester einer Religion des Fortschritts. Wissenschaft, Technik und der fast manische Glaube an immer währendes Wachstum. Doch das Konzept der Ökonomie ist eine kulturelle Erscheinung. Voll von Stereotypen, die der tschechische Chefökonom Tomáš Sedláček in seinem Buch Die Ökonomie von Gut und Böse aufzeigt.

Sinn des Wohlstands, so Sedláček, ist es nicht, ihn ständig zu vergrößern, sondern ihn zu genießen (Jawohl ;-)!)

Sedláček sucht nach den kulturellen Wurzeln unserer Gier ;-).

Die Stoiker sahen den Lohn für eine gute Handlung in der Richtigkeit der Handlung selbst. Epikur, als erster Hedonist, bemisst das Gute einer Handlung rein an ihrem Nutzen: Der Zweck heiligt die Mittel. Und beide stehen sie damit zwischen den Lehren von Kant und Mandeville. Die heutige Mainstream-Ökonomie siedelt er sogar noch hinter den Hedonisten an:

Bildschirmfoto 2014-03-03 um 19.44 - 03.03.2014

Was uns heute fehlt – so Sedláček – ist der freiwillige Verzicht zum Wohle des Ganzen. Und hier sind wir auch zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte gefordert! Denn bis vor ein, zwei Jahrzehnten war ja noch von allem genug da. (siehe 3 Erden für die Europäer – 5 für die Amerikaner)

Sedláček: Der Markt soll’s richten. Doch das System manövriert sich selbst in den Untergang.

Frage: Gibt es einen Weg zurück zu einer moralischen Wirtschaft?

Antwort T. S.: Wir müssen zurückkommen zu der Frage: Wie soll sie funktionieren? Soll sie gerecht sein? Wie gerecht? Jeder Einkauf den der Einzelne macht, ist gewissermaßen eine moralische Entscheidung. (…) In der Wirtschaft spricht man nicht über gut oder böse, aber diese Frage steht immer im Raum. Es ist aber dennoch ein Tabu.

Frage: Welchen Zweck hat denn für Sie Ökonomie?

Antwort T.S.: Die grundlegende Frage, die wir uns stellen müssen, ist, ob Wachstum oder sagen wir mal Wohlstand zu haben und reicher zu werden, ob das ein Ergebnis der Demokratie des Marktes ist. Man hat den Eindruck, dass die Wirtschaft so eine Art Zombie geworden ist. Die Seele ist gewissermaßen verloren gegangen und wir wollen (wir müssen!) die Seele wiederfinden.

Frage: Warum müssen wir immer mehr Wachstum produzieren und sind offenbar auch abhängig davon?

Antwort T.S.: Das Problem ist nicht der Kapitalismus per se, sondern der ungerechte Kapitalismus. Und wir müssen zurück in die philosophische Debatte und uns überlegen, wie wir den erzeugten Wohlstand aufteilen. (Anmerkung: und immer vor dem Hintergrund der endlichen Ressourcen.)

Wen’s interessiert, hier der ganze Bericht inkl. Interview: 3Sat Kulturzeit ,19.01.12 und ganz aktuell und ausführlich: Philosophie Sternstunde SRF Kultur vom 03.01.14 Wirklich sehr aufschlussreich!!

Hier sagt er auch einen tollen Satz: Der Trick ist: das Gute zu nehmen und das Schlechte wegzulassen, anstatt das Gute mit dem Schlechten zu zerstören! So einfach könnte es wieder mal – theoretisch – gehen… 😉

Bleibt menschlich!

Iris

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