Glück = Erfolg?

Das Ideal des Siegertypen wie wir ihn heute verstehen, gab es weder in der Antike noch im Mittelalter: Der Mensch, der ohne Rücksicht auf Verluste seinen Vorteil sucht, ist ein Kind der Neuzeit,  aber auch schon über 300 Jahre alt ;-). 

Thomas Hobbes (1588-1679), engl. Mathematiker, Staaststheoretiker & Philosoph, prägte eine Definition von Glück die noch heute Gültigkeit hat:

Ein rastloses Streben nach Zuständen, die immer nur Ausgangsbasis dafür sind, dass ein neues Streben los geht. In einer endlosen Kette.“ 

Dieses Glücksstreben ist aber letzten Endes nicht zu befriedigen!

Man sieht also gesellschaftsgeschichtlich betrachtet eine große Parallelität zwischen dem jeweiligen Verständnis von Glück oder auch von gutem Leben auf der einen Seite und der Definition von Erfolg auf der anderen.

Heute ist das Erfolgsstreben nicht mehr horizontal ausgerichtet auf seine Mitmenschen (wie bei Aristoteles) sondern vertikal, genauer gesagt nach oben. Und wer nach oben will muss nach unten treten!

Die Neuzeit ist auch die Epoche in der der Egoist als erstrebenswerter Charaktertypus geboren wird. Die Leistungsgesellschaft unserer Tage verlangt Akteure, die sich nach oben orientieren und nicht nach links oder rechts sehen.

Auszug aus BR 2 Radio Wissen vom 19.02.14:

„Staaten definieren sich über das Bruttoinlandsprodukt (→ BlogbeitragDrogenhandel bald im BIP), das nicht etwa seelische Gesundheit und Zufriedenheit meint, sondern materiellen Reichtum. Und wer nicht zu den Siegern gehört, möchte gerne einer werden! Kaum einer kommt auf die Erde und will ein Champion darin werden, ein Kleinkind besonders gut zu wickeln, als allein erziehende Mutter eine Familie durchzubringen oder ganz generell aus dem gesellschaftlich verordneten Hamsterrad besonders erfolgreich auszusteigen.

Wir können aber unglaublich erfolgreich darin sein, eine mit Leder überzogene Kugel in ein merkwürdig konstruiertes Rechteck zu schießen oder einen Filzball mit hoher Geschwindigkeit über ein gespanntes Netz zu dreschen.

Wir können aber eben auch den Erfolg darin suchen, besonders liebevoll mit unseren Kindern umzugehen oder zu verhindern, dass wir vor lauter Erfolgsjägerei irgendwann aus den Latschen kippen. (…)

Ohne Frage ist der Sieger die zentrale Gestalt unserer Wettbewerbsgesellschaft und zweifellos fühlt sich gewinnen gut an. Doch was stutzig macht, ist die Definition wer oder was zu den Siegreichen gehört oder gehören soll.“ 

Nur wie gesagt: Das können – und müssen – wir letzten Endes für uns selbst bestimmen…

Bleibt menschlich ;-)!

Iris

Ein Gedanke zu „Glück = Erfolg?

  1. Daniel

    Hallo Iris,

    und wieder ein Beitrag, den ich nur teilen und unterstreichen kann.
    Erst kürzlich habe ich eine Diskussion geführt, was denn eigentlich Glück ist, und wie man dieses denn erreichen könne. Und, es stellte sich heraus, dass es eigentlich nahezu ausnahmlos über Erfolg, und in erster Linie über den pekunären Erfolg definiert wird.
    Es ist ja ab und an schon ganz richtig und okay, aber was mich immer am meisten irritiert ist die Tatsache, dass viele (die meisten?), nach dem Erreichen eines bestimmtes Zieles (und somit auch Erfolges) sofort nach dem nächsten Streben. Ganz nach dem Motto: „Jetzt will und muss ich aber gleich wieder da und dorthin“.
    Mich irrtiert dies deshalb, da wenn ich meinen Standpunkt ändern will, und das nächste erreichen will, es ja im Umkehrschluss heißt, dass ich an meinem momentanen Punkt nicht zufrieden bin. Und somit ist man schnell in einer Spirale, in der man sich kaum wohlfühlen kann, und – wenn das Glück über Erfolg definiert wird – ich eben dieses nicht genießen kann. Schwierig, schwierig…

    VIele Grüße
    Daniel

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