Erfolg allein sagt als solches wenig aus. Ich muss immer gleichzeitig dazu angeben in Bezug auf was etwas ‚erfolgen‘ soll und das können natürlich völlig unterschiedliche Handlungsziele sein. Man sieht also der Begriff des Erfolges ist ein offener Begriff bei dem man immer fragen muss: Wem folgt der Erfolg? (Dr. Martin Booms, Wirtschaftsethiker)
Eine erfolgreiche Gesellschaft oder eine erfolgreiche Wirtschaft. Damit ist – nach Dr. Booms – noch überhaupt nicht ausgesagt, wohin denn die Wirtschaft oder die Gesellschaft gehen soll.
Es lohnt sich also auf die Suche nach dem Ursprung des Begriffs Erfolg zu gehen.
Aristoteles machte sich als einer der ersten Gedanken, wie menschliches Glück aussehen könnte und kam dabei zwangsläufig auf die Frage nach menschlichen Erfolg im Leben:
Glück bedeutet, dass wir unser Handeln auf ein Ziel ausrichten, dass wir um seiner Selbstwillen wollen. Heißt: Ein Ziel was nicht wiederum Ausgangsbasis dafür ist, dass wir ein neues Streben – eine neue Schleife – anschließen. (Eigentlich ein bisschen Dilettanti ;-))
Hier wird schnell klar, dass Aristoteles das moderne Erfolgsideal nicht hätte teilen können.
Denn der moderne Siegertyp kann nicht aufhören. Er braucht immer wieder neue Ziele. Und zwar in der Regel nur für sich.
Das Rezept des Aristoteles für ein glückliches und damit ein gewinnbringendes Leben sieht jedoch vor, dass das Siegen immer eingebettet sein muss in das Wohl der Gemeinschaft. Der Erfolg ist hier horizontal ausgerichtet – geht in die Breite und soll möglichst vielen Menschen nützen.
Der einsame und nur für sich agierende Winner ist eher zu bedauern, denn er muss permanent weiter machen in seinem Streben, da er von seiner Umwelt nichts zurück bekommt.
Der authentische Erfolgsmensch ist für Aristoteles nicht der ehrgeizige sondern der stolze Mensch.
Es ist jemand der Wohltaten austeilt, aber Scham empfindet, wenn er sie empfängt. Wenn er Wohltaten erwidert, gibt er mehr zurück als er erhalten hat. Der stolze Mensch ist ein Mensch weniger jedoch namhafter Taten.
Der Erfolg – so Aristoteles – muss ein Ziel haben, das nicht nur im Egoismus begründet liegt, sondern auch einen gesellschaftlichen Zweck haben sollte. (Es lebe die Antike ;-)!)
Eine Zufriedenheit ist damit gemeint, zu der es keine Unterlegenen oder Besiegten braucht und vor allem keine Lebensschablonen von außen, die mit einem überhaupt nichts zu tun haben.
Es kommt also darauf an, was ich für mich bestimmt habe, als das gute Leben bzw. was ich selber sein will. Denn Erfolg ist – siehe oben – immer gekoppelt an ein Handlungsziel. Und darüber muss/kann sich jeder von uns selbst Gedanken machen. Man tut immer so, als sei von vorne herein klar, was erfolgreich ist und all zu häufig lassen wir uns von außen diktieren, was Erfolg und Sieg ist…
Also bleibt menschlich ;-)!
Iris
P.S. Diesen Artikel habe ich auf Basis eines Podcasts von BR2 RadioWissen vom 19.02.14 verfasst.
Und wen’s noch interessiert: Der oben zitierte Wirtschaftsethiker Dr. Booms hat sich auch zum Fall Uli Hoeneß geäußert: General-Anzeiger vom 03.05.13.