Propheten gesucht

Wissenschaftliche Berater und Prognostiker sind die wahren Propheten in unserer säkularisierten Welt. Der Physiker Marco Wehr zeigt in der SWR2 Radiosendung Propheten gesucht vom 13.07.14 auf, warum wir den Prognosen nicht immer trauen sollten.

Hier einige Ausschnitte (ganze Sendung zum Nachhören hier):

Schon lange vor der Chaostheorie erkannte Pierre-Simon Laplace (franz. Mathematiker, 1749-1827), Mathematiker, die Grenzen wissenschaftlicher Berechnung und war sich sehr wohl darüber bewusst, dass kleine Ursachen große Wirkung haben können. Diese wichtige Einsicht beschränkt die Voraussagbarkeit in wesentlichen Punkten. Diese nüchterne Erkenntnis wäre nun einem Teil der Forscher zu wünschen, denen die Einsicht in die beschränkte Tragweite ihrer Modelle fehlt. Zu allem Überfluss schrecken diese davor nicht zurück, sich der Politik und Wirtschaft als Ratgeber anzudienen. Das ist eine (immer wieder deutlich spürbar) unheilvolle Liaison. (…)

Es sind demnach Zweifel angebracht, dass die aktuellen hoch komplexen Phänomene wie Klima oder Wirtschaftsentwicklung überhaupt zu prognostisieren sind. (→Blogbeitrag Dilettanten und Spezialisten – Spezies unserer Gesellschaft)

Eine besondere Tragweite bekommt das Ganze, wenn auf der Grundlage vermeintlicher Expertisen von Politikern, Wissenschaftlern und Juristen Komplexitätsmonster erschaffen werden, die eine Kinetik und Eigenständigkeit entwickeln, die ihre Erschaffer weder vorher gesehen haben noch zu beherrschen in der Lage sind.

Symptomatisch ist hier besonders das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Die eigentliche Motivation des Gesetzes besteht darin, Kohlendioxid im großen Maßstab zu vermeiden. Dieses Ziel wird mit Pauken und Trompeten verfehlt, da die Konstrukteure des fragwürdigen Elaborats nicht vorher gesehen hatten, dass das Gesetz mit dem Emissionszertifikate-Handel  (Anmerkung: Sowieso gesamtökologisch ein Unding erster Güte!!!) kollidiert.

Die Folgen für den Großteil deutscher Steuerzahler sind desaströs. Eine kleine Zahl von Profiteuren wird mit gigantischen Beträgen vom Rest der Bevölkerung subventioniert.

Dabei resultieren diese Beträge, die sich auf mindestens 200 Mrd. € belaufen, auf der Annahme einer paradoxen Logik: Je mehr grüner Strom in den Spitzen in die Netze eingespeist wird, desto tiefer sinkt an den Strombörsen der Preis, der erlöst wird. Dadurch wird der Strom aber für die normalen Bürger nicht billiger. Im Gegenteil – der Preis steigt, da die Allgemeinheit gezwungen wird, die Differenz von staatlich garantierter Einspeisevergütung und Börsenpreis zu erstatten.

Wie kann es zu solch einer fehlerhaften Konstruktion kommen? fragt sich – nicht nur 😉 – der Autor Marco Wehr.

Die Gründe sind vielschichtig: Es fällt auf, dass in einer (inzwischen für uns Menschlein viel zu) hoch technisierten Welt Politiker auf der Grundlage ihrer Ausbildung nicht gerade prädestiniert sind komplexe wissenschaftliche Sachverhalte zu beurteilen. Das erklärt die immer größer werdenden Ausgaben der Regierung für externe Berater. Die Energiewende, die von den Grünen forciert wird, ist ein hoch kompliziertes Thema. Bis vor kurzem wurde die Partei von Claudia Roth und Jürgen Trittin geführt. Trittin machte einen Abschluss als Sozialwissenschaftler. Roth hat das Studium der Theaterwissenschaften nach zwei Semestern abgebrochen und nennt sich seit dem Dramaturgin. Hilft dieses Wissen, die fatale Wechselbeziehung zu beurteilen, die das EEG mit dem Emmissionszertifikatehandel zu einem extrem teuren Nullsummenspiel macht. (Anmerkung: Zudem kommt hinzu, dass die Herstellung der Hardware für Solar- & Windenergie bezüglich Ökobilanz hoch kritisch, wenn nicht sogar negativ zu bewerten und alles andere als nachhaltig ist und die Problematik der Stromspeicherkapazitäten ganz offensichtlich bagatellisiert wird). Was für die Grünen gilt, gilt selbstverständlich in vergleichbarer Weise für die anderen Parteien.

Dieser Umstand birgt leider die Gefahr für Einflüsterungen wissenschaftlicher Berater, die den Anschein (!) der Kompetenz erwecken, empfänglich zu werden. (Anmerkung: Denn wer trennt denn die Spreu vom Weizen, wenn er – um im Bild zu bleiben – die Getreidesorten nicht einmal kennt ;-)) Das ist leichtfertig, da gerade die vergangenen 10 Jahre lehren, dass vermeintlichem Expertentum mit Vorsicht begegnet werden muss …“

Außergewöhnlich aufschlussreich geht es weiter im Radiobeitrag (Gesamtlänge: 29 Min.) hier.

Bleibt menschlich!

Iris

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