„Uns geht’s einfach noch zu gut!“

Im Gespräch mit einem Bekannten zu diesem Blog stellte ich gestern folgende Frage:

„Wenn doch ganz offensichtlich so viele Menschen ein Interesse daran haben, dass sich etwas ändert, warum ist davon noch so wenig in Politik und Wirtschaft zu spüren? Es gibt so viele kluge Leute und Initiativen, warum fristen diese immer noch ein „Aktivisten-Dasein“ ohne direkte Einflussnahme?“

Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Uns geht’s einfach noch zu gut!“ 

OK!

Im ersten Moment dachte ich: Ja, recht hat er! Bin ich halt doch nur so ein „Gut-Mensch“ mit Weltverbesserer-Syndrom ;-)?

Aber, und jetzt kommt wieder das große ABER: Was heißt denn hier eigentlich „gut gehen“?

Denn gleichzeitig erzählte er mir, dass er die Spielchen im Geschäft nicht mehr erträgt, dass er es nur noch aushält, weil er sowieso in wenigen Wochen hier aufhört. Dass es im Gemeinderat hoch her geht, weil diejenigen, die wirklich was bewegen wollen auf ganz fiese Weise gemobbt werden und und und… Ein Einzelfall? Nein!

Ist also damit nicht vielmehr gemeint: Es geht uns allen finanziell (!) noch zu gut.

Haben nicht die meisten von uns in erster Linie den materiellen Aspekt (Einkommen, Ersparnisse, Besitz) als Gradmesser für ihr Wohlbefinden?

Mit anderen Worten: Uns geht es gut, so lange wir noch genug Geld haben, um unsere Wünsche zu erfüllen bzw. uns finanziell abgesichert fühlen.

Was ist aber, wenn man noch andere Aspekte in die Beurteilung mit einfließen lässt? Aspekte wie die Situation im Beruf, im sozialen Umfeld, in der Familie oder gar die Gesundheit?

Wie schaut es denn dann aus? Geht’s uns dann immer noch „zu gut“?

Oder anders formuliert: Inwieweit fühlen wir uns wirklich wohl?

In dieser Fragestellung kommt mit dem Wohlfühlen nun das Gefühl ins Spiel. Und erst ab da beginnt es menschlich zu werden ;-)!

Solange also die verfügbare Menge an Geld – bewusst oder unbewusst – der oberste Gradmesser für unsere Definition von „Gut gehen“ ist, stützen wir ganz aktiv den existierenden materiell orientierten Wertekanon in unserer Leistungsgesellschaft. 

Dies ist somit einer der Gründe dafür, warum sich in dieser Hinsicht (Wertewandel) bisher so wenig getan hat!

Geld – ein Wohlfühl-Surrugat!?  Stoff aus dem die Träume sind – und die Albträume ;-). 

Dass ihr mich jetzt nicht falsch versteht. Ich persönlich finde Geld wirklich wichtig, um mir ein schönes Leben ermöglichen zu können. Aber was wirklich „ein schönes Leben“ ist, beschäftigt mich dabei weit mehr ;-)!

Mehr zum Thema Geld morgen, wenn es heißt: „Was das Geld im Kopf anstellt“. Bis dahin!

Bleibt menschlich ;-)!

Iris

3 Gedanken zu „„Uns geht’s einfach noch zu gut!“

  1. Stefan F.

    Wir engagieren uns nicht in der Politik, weil die Politik / die Parteien vollständig mit ignoranten, linientreuen Karrieristen durchsetzt sind. Wenn sich dann eine Alternative bildet (Die Piraten, AfD, Die PARTEI) springen gleich 1000e Bürger auf und sagen, da mache ich mit, da kann ich noch etwas bewegen, die sind noch nicht so festgefahren. Die Menschen möchten sich engagieren, gerade weil es Ihnen gut geht, aber nicht in den vorhandenen Alt-Parteien. Zu Zeiten der Love Parade (der dümmsten Veranstaltung der Menschheitsgeschichte) waren die Jungen / die Schüler / die Auszubildenden / die Studenten ausschließlich partymäßig unterwegs. Das hat sich längst geändert, auch wenn wir „Alten“ das nicht wahrhaben wollen. Entweder zittert diese Altersgruppe um ihre Zukunft, weil diese (tschuldigung) „Scheißsechzigjährigen“, die als Generation von allen Dingen nur profitiert hat und unseren Staat bis über jede Erträglichkeit zum eigenen Selbstzweck verschuldet und versaut hat, heute alles nur mies reden und die Zukunft „Schwarzmalen“. Wenn ich etwas zu sagen hätte: Alle in Deutschland geborenen Menschen, die nach dem 1.1.1946 und vor dem 31.12.1955 geboren sind, bekommen verboten, sich öffentlich in Rundfunk und Fernsehen und Presse zu äußern, soweit diese Medien auch Menschen zugänglich sind, die nach dem 01.01.1995 geboren sind. Ich rede mich in Rage, ich weiß. Aber es ist schon so, dass alle guten Ideen, Initiativen von dieser Generation weggebügelt werden. Die aktuelle Rentenerhöhung ist die absolute Verhöhnung der heute noch in Ausbildung befindlichen Menschen. Deshalb bin ich für die komplette Freigabe von Volksentscheidungen. Der Bürger entscheidet und die Politik muss umsetzen, wenn es nicht gegen Internationales Recht oder Internationale Verträge verstößt. Das würde hier richtig Schwung in die Bude bringen. Die Online-Petition gegen Markus Lanz ist erst der Anfang.

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    1. dilettanti Beitragsautor

      Ich bin gerade an meinem Artikel von morgen, drum gleich die Antwort 😉 Mit dem was Du sagst, wirst Du den meisten Engagierten aus dem Herzen sprechen. Ich neige auch dazu, mich in Rage zu reden bzw, zu schreiben, so sehr geht mir das alles an die Nieren. (Mein Sohn attestiert mir immer noch eine übergroße Wut, die meinen Artikeln nur schadet. Meint er zumindest und er ist ja die Zukunft ;-))
      Ich möchte ganz bewusst eine andere Gangart gehen:
      Ich möchte beitragen ein Bewusstsein zu schaffen, für das was bei uns unterbewusst abläuft bzw. welche Mechanismen am Laufen sind. Aufklärung warum es so ist wie es ist. Das geht nicht auf die Schnelle. Dessen bin ich mir vollends bewusst! Und ich brauch hier auch Mit-Entwickler, bewusst keine Mit-Streiter 😉
      Weißt Du: Erst Bewusstseinsänderung – dann Wertewandel. Ich glaube, wir müssen da echt ganz unten anfangen! Und auch relativ langfristig. Über mehr als eine Generation denke ich…
      Alles andere, was in der Vergangenheit gelaufen ist, die „Alternativen“ waren oder sind keine Alternativen. Sie sind meines Erachtens deshalb gescheitert, weil sie mit Ihren Botschaften nicht unser – über Jahrhunderte entstandenes – kollektives Bewusstsein angerührt haben. Ich möchte nicht mit Angstszenarien und erhobenem Zeigefinger agieren oder gar eine Revolte anzetteln. Das will doch keiner hören. Das braucht keiner. Dafür geht es den Menschen in unserem Land dann „doch noch viel zu gut“. Verstehst Du?
      Wenn ich jetzt anfangen würde, was mir alles auf dem Herzen liegt, was ich weiß und zum Himmel stinkt, dann würde ich mich in Schimpftiraden ergießen und über kurz oder lang an einem Herzinfarkt sterben. Damit ist niemandem geholfen 😉
      Und so leid mir das tut: Ein Volk hat immer die Politiker, die es verdient. Wenn solche „karrieregeilen Dilettanten“ (Siehe meine Seite „Warum dieser Name?“) eine Chance bekommen, dann sind es die (ignoranten) Wähler, die es ermöglicht haben. Und ich weiß jetzt nicht genau die Altersverteilung in Deutschland, aber ich denke da waren ganz viele unter 60 dabei 😉 Klugheit und Bewusstsein ist übrigens keine Frage des Alters ;-))
      Wie Du Dir vielleicht denken kannst habe ich nicht gewählt. Aber „aktiv“, d.h. ich habe meine Briefwahlunterlagen ungültig gemacht und eingeworfen! Die Volksbefragung war übrigens für mich noch das i-Tüpfelchen der Unverschämtheit. Dies jetzt hier auszuführen sprengt den Rahmen. Wenn gewünscht, gerne auf Nachfrage. Würde sich fast lohnen … Aber Du merkst, sobald ich hier anfange, mich in Details zu verstricken, fällt es mir auch schwer ruhig zu bleiben 😉 Ich danke Dir auf jeden Fall für Deinen Kommentar und freue mich schon auf Deinen nächsten! LG Iris
      P.S. Und ich bin noch viel zu episch ;-)))

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  2. Daniel

    Ich habe zwar bisher noch nicht so richtig darüber nachgedacht, aber nach dem Lesen stellt sich mir wirklich die Frage: Fühlen wir uns wirklich wohl? Und das ganz losgelöst von der Frage: Geht es uns gut? Lässt man die Antworten auf diese Frage nach dem „Gut gehen“ etwas reflektieren, so stellt sich doch tatsächlich heraus, dass es diejenigen, die vermeintlich wohlhabend und finanziell abgesichert sind, sagen: „Ja, mir geht es gut“. Aber ob sie sich wohlfühlen, steht auf einem ganz anderen Zettel. Aber, es gibt sie, diejenigen, die auch auf die Frage nach dem „Sich wohl fühlen“ mit gutem Gewissen mit „Ja“ antworten können. Und das sind diejenigen, die sich ihre Träume erfüllen, die zwar oft, aber nicht immer schon auch vom finanziellen Stand abhängen. Und wieder bin ich bei der Folgerung, dass der Aspekt der Menschlichkeit (wieder) viel mehr ins Zentrum gerückt werden muss. Denn ich bin der Meinung, dass derjenige, der menschlich ist, der menschlich handelt, sich wohlfühlt.

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