„Für eine positive Entwicklung der Menschheit, das heißt für eine Entwicklung zum Frieden, ist der Dialog, das Gespräch der Menschen miteinander, unverzichtbar. In diesem Kontext spielen die Religionen noch einmal eine besondere Rolle, denn ohne Frieden unter den Religionen wird es keinen Frieden unter den Menschen geben. Auf der anderen Seite wissen wir aus der Geschichte, dass gerade die Religionen sehr häufig Anlass für Kriege waren. (…) Meines Erachtens ist es ausschließlich der Weg des Denkens, der uns eine neue Perspektive zu eröffnen vermag. Es ist eine denknotwendige Voraussetzung, dass es nur ein absolutes Prinzip, das heißt, theologisch gesprochen, nur einen Gott geben kann. Mit anderen Worten: Alle Religionen können sich am Ende nur auf diesen einen Gott berufen. Dieser Gott ist der Ursprung von allem und als Ursprung von allem zugleich in allem anwesend. Wenn nun die christliche Mystik oder die Mystik überhaupt darin besteht, dass der Mensch sich nach innen richtet und in sich selbst bis zu einem gewissen Grad zu jenem letzten, göttlichen Grund vordringt, dann geschieht etwas, was alle Differenzierungen der Religionen überwindet und von der Immanenz in die Transzendenz zurückverweist.“
Entnommen aus: Richard Heinzmann „Mensch und Spiritualität. Eugen Biser und Richard Heinzmann im Gespräch“, WBG, Darmstadt 2008