Warum gutes Leben auch ein politisches Thema ist.

Ja, ich bin politisch – und zwar seitdem mir oben Genanntes klar geworden ist! Dabei aber parteiungebunden. Auf diese Klarstellung lege ich großen Wert. Für mich ist die Möglichkeit eine Partei zu wählen noch lange kein Indiz für Demokratie. Dazu braucht es mehr ;-)! 

Ja, ich bin bekennender Freigeist und Querdenker. Und ich reagiere extrem leidenschaftlich, wenn ich den Eindruck bekomme, dass wir bezüglich unserer Lebensqualität in vielerlei Hinsicht weitere Einbußen zu befürchten haben ;-)!

‚Schneller‘, ‚globaler‘, ‚mehr‘, ‚kommerzialisierter‘ – das waren die Entwicklungslinien in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Sie wurden durch eine Wirtschaftspolitik ermöglicht, die auf freien Handel und die Marktliberalisierung möglichst vieler Gesellschaftsbereiche gesetzt hat.

Das hatte zunächst auch seine echte BerechtigungAber, mein bekanntes großes ABER:

Man machte immer so weiter und ließ die Dynamik der Märkte in Bezug auf die Entwicklung der realen Nachfrage und unsere menschlichen Bedürfnisse unberücksichtigt!

Ich versuche(!) es mit relativ wenig und recht laienhaft formulierten Sätzen zu erläutern (Ich sag’s immer wieder: Ich brauche Co-Autoren ;-)!) und beschränke mich dabei auf das Thema Entwicklung der realen Nachfrage:

Bis ca. 1970 hatten wir kaum gesättigte Märkte. (Legt mich hier bitte nicht auf die Jahreszahl fest. Mir geht es nur um die grobe Linie.) Heißt: Die meisten Menschen, brauchten noch eine Waschmaschine, einen Staubsauger, einen Farbfernseher, ein Kaffeemaschine und natürlich einen VW 😉 etc. Halt all die modernen Errungenschaften der Nachkriegszeit. Es war ein klassischer Nachfragemarkt. Es herrschte echte Nachfrage und hierfür musste produziert werden.

Das Marktgleichgewicht konnte nur durch erhöhte Produktion erreicht werden.

Das Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf!

Dann, also vor ca. 40-45 Jahren – grob geschätzt – begann die Entwicklung zu kippen: Das Ganze drehte sich und aus ‚Nachfragemärkten‘ wurden ‚Angebotsmärkte‘. Heißt: Mehr Angebot als reale Nachfrage. Da man weiter produzierte wie bisher, war schnell mehr da, als gebraucht – und zunächst auch nachgefragt – wurde!

Das war völlig NEU in der Menschheitsgeschichte: Die Überflussgesellschaft.

Ein Großteil der Bevölkerung hatte nun mehr zur Verfügung als er tatsächlich brauchte. Bisher war das historisch gesehen nur für eine kleine Oberschicht der Fall gewesen.

Wirtschaft und Politik bedienten sich aber ungeachtet dessen weiter der Instrumente, die nur vor dem Hintergrund weiter wachsender Märkte mit weiter wachsender Nachfrage und unbegrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen funktionieren!

Konsequenz: Diese Nachfrage musste ab jetzt künstlich erzeugt werden!

Und das war vereinfacht gesagt der Moment wo die Gleichung Natürlich = Menschlich im nie da gewesenem Umfang ausgehebelt wurde.

Hier nur einige Beispiele für Instrumente und Mechanismen zur Schaffung künstlicher Nachfrage, mit denen wir  alle aufgewachsen sind:

Werbung in jeglicher Form (Dies startete in den USA Ende der 50er Jahre bei uns mit Einführung der TV-Geräte, aber im großen Stil auch erst ca. 1970/80, wie gesagt, sind nur Schätzwerte)

Gruppendruck („soziale Anerkennung“ – verstärkt hauptsächlich durch siehe oben)

Globalisierung (Erweiterung der Absatzmärkte und Schaffung neuer Nachfrage)

Entwicklungshilfe (Trägt in vielerlei Hinsicht nichts zur wirklichen Entwicklung dieser Länder in Richtung ‚autarke Selbstversorgung‘ bei, sondern schafft nur künstliche Bedürfnisse in an sich weiterhin armen und dadurch weiter abhängig gehaltenen Ländern.)

Geplante Obsoleszenz (= geplanter ‚eingebauter‘ Verschleiß in Produkten, schafft künstlich erzeugte Ersatzkäufe in großem Stil)

Produkte können nicht mehr repariert werden (weil zusammen geschweißt etc.)

Produktverpackungen können nicht vollständig entleert werden

Immer schneller aufeinander folgende Produktvarianten mit nicht kompatiblem Zubehör (z.B. IPhone, Nintendo, Playstation etc.)

Niedrigpreispolitik (schafft künstlich Begehrlichkeiten, „weil ja sooo billig!“, da kann man kaum widerstehen ;-))

Billige Kredite, Rabattaktionen, Sales, nimm 3 zahl 2, etc. (Diese Instrumente zur Schaffung künstlicher Nachfrage kamen vermehrt in den letzten Jahren hinzu, weil die anderen Mechanismen nicht mehr ausreichten. Interessant finde ich dabei, dass diese ganzen Instrumente in den USA bereits vor 15-20 Jahren gang und gäbe waren. Habe es dort selbst mitbekommen, da ich früher sehr oft in den Staaten war. Ich hätte damals nie gedacht, dass das auch zu uns kommen würde…)

Von dieser, vor einigen Jahrzehnten, ausgelösten Dynamik – in einer sich zusätzlich unglaublich schnell entwickelnden digitalen Welt – fühlen wir uns jetzt aber immer mehr ‚bedrängt‘.

Immer deutlicher wird, dass ein gutes Leben auch Räume für ‚langsamer‘, ’näher‘, ‚weniger‘ und ‚persönlicher‘ benötigt.

Gutes Leben benötigt Raum für neue Gleichgewichte. Dies erfordert eine neuen politischen Denkansatz.

Mehr dazu im nächsten Artikel, sonst wird dieser wieder zu lang… 😉

Bleibt menschlich!

Iris

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