Wu Wei

Im Taoismus heißt es: „Nichtstun und dennoch bleibt nichts ungetan.“

Der weise Herrscher – so besagt das Tao – beherrscht die hohe Kunst des Wu Wei. Was soviel heißt wie Nichtstun. Was aber nicht Untätigkeit bedeutet, sondern den Verzicht auf jedes absichtliche oder gar gewaltsame Eingreifen in den selbsttätigen Lauf der Welt. Also besser übersetzt: absichtsloses Handeln. 

Ein beliebtes Symbol im Taoismus ist hier das Wasser:

Ein Quellbach, der im Gebirge entspringt, nimmt sich ja nicht vor, talabwärts zu fließen, er plant auch nicht wie und wohin er fließen soll, er findet seinen Weg von selbst. Zu den Flüssen und zuletzt in den Ozean. Und der Ozean, so der Taoismus, gleicht nun dem weisen Herrscher: Er thront nicht etwa über allem, sondern findet sich „ganz unten“. Von selbst fließt alles auf ihn zu. Er muss sich nicht anstrengen, um es zu holen oder herbeizuordern.

Auch ist Wasser weich und plastisch. Es passt sich mühelos jeder Form an, so dass es schwach und nachgiebig erscheint. Aber wer auf den Lauf des Wassers mutwillig Einfluss nehmen will, wird die Erfahrung machen, dass es gewaltige Kräfte entfaltet, dass es Felsen sprengen und ungeheure Verwüstung anrichten kann.

Im übertragenen Sinn könnten dies unsere Politiker, Wirtschaftsführer und alle übrigen „Macher“ durchaus etwas mehr beherzigen ;-):

Auf die heutzutage oft gestellte Frage, was wir denn nun eigentlich MACHEN müssten, um wenigsten die dringendsten Weltprobleme in den Griff zu bekommen, sehen Vertreter des Tao die Ursache genau darin, dass sich all diese Probleme nur in Folge ZU VIELEN MACHENS überhaupt erst aufgetürmt haben.

Auch unseren gigantischen Bemühungen die Natur zu beherrschen und unseren Absichten sie „gefügig“ zu machen und uns „nützlich“ zu sein, haben nur dazu geführt, dass die Natur sich immer heftiger gegen uns wendet.

Um die globalen Probleme zu lösen, müssten wir also nicht fragen, was wir machen, sondern was wir NICHT machen – was wir unterlassen – sollen.

Der Taoismus, wird als Chinas eigene und authentische Religion angesehen – auch als die „Seele“ Chinas. Hier zeigt sich wieder einmal, was der Mensch mit seinem Kolonisierungs-, Missionierungs- und Globalisierungswahn anrichtet. Die Gier nach Macht und Einfluss hat so die kulturelle Prägung weit überflügelt. Der Einzug des modernen Kapitalismus hat ganz einfach ältere religiöse Barrieren weg gefegt – mit den uns allen besten bekannten Konsequenzen. Hätte man diesem immer mächtiger werdenden Land doch nur seine Seele gelassen. Die Zukunft unseres Planeten sähe sicherlich ganz anders aus…

Buchempfehlung zum Thema: „WuWei. Die Lebenskunst des Tao“ von Theo Fischer.

Bleibt menschlich ;-)!

Iris

Ein Gedanke zu „Wu Wei

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